Dirnen, Huren, Kurtisanen und andere Begriffe
Ratgeber von "Ragnarr"
Dirne: Im Mittelalter und zur späteren Zeit in der Literatur (Gedichten wie Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland) taucht der Begriff Dirne in zwei Arten auf. Zu einem ist damit eine Jungfrau, bzw. eine unverheiratete Frau gemeint. Zum anderen werden auch Leibeigene und Dienerinnen gemeint, woraus sich später die Dirne als Begriff für Prostituierte herauskristallisiert.
Hure: Dieses Wort finden wir heute in vielen germanischen Sprachen wieder, in verschiedenen Abwandlungen. Im althochdeutschen finden wir „Huora“ als Begriff für Ehebrecherin. Das altnordische „Hórr“ für Männer weist auch auf eine entsprechende Abwertung für das jeweilige Geschlecht hin.
Metze: Mittelhochdeutsch für ein Mädchen von geringem Stand, wobei dieser Begriff selten im Rollenspiel benutzt wird und auch kaum Verwendung im heutigen Sprachgebrauch findet.
Kurtisane: Aus dem französischen „Courtisane“ ist eine Liebesdienerin in adligen und wohlhabenden Kreisen. Solche Damen würde man nicht im Freudenhaus vorfinden, sondern im Haushalt einer Familie, die von Adel oder hohem sozialen Stand ist. Sie waren vom Hausherren abhängig und wurden auch zwischen Adligen getauscht, konnten jedoch auch verstoßen werden und waren sich selbst überlassen. Erst zum späten 19ten Jahrhundert hin erreichten Kurtisanen eine soziale Akzeptanz in einigen Kreisen. (Da würden wir uns RP-technisch, wenn wir uns in diesem Zeitraum bewegen, noch in der Entwicklungsphase dazu bewegen.) Kurtisanen dienten dabei nicht nur der Lust, sondern auch der Unterhaltung und Gesellschaft für ihre adligen/wohlhabenden Herren.
Konkubine: Vom lateinischen „Concubinatus“ (Beischläferin) sind Frauen, die eine geschlechtliche/sexuelle Bindung zu einem Mann haben, ohne dass es auf die Eheschließung hinausläuft. In der Praxis handelt sich dabei um Nebenfrauen. Diese Form finden wir in allen möglichen Epochen und Kulturen wieder. In unserem (mittel- und nordeuropäischen) Raum können wir wohl jedoch davon ausgehen, dass sie unfrei waren, also auch abhängig von ihren 'Partnern' waren. Im Hochmittelalter und zur beginnenden Neuzeit wurde das Konkubinat in vielen europäischen Gegenden jedoch von der Kirche verboten.
Die linguistischen Ursprünge dieser Begriffe geben uns einen Hinweis auf den sozialen Stand dieser Damen und wie sie wahrgenommen wurden.
Wer sind die Prostituierten? -Wahrnehmung und Stand
Im 19ten Jahrhundert gibt es sowohl registrierte Freudenmädchen als auch (illegale) Gelegenheitsprostituierte. Diese kommen aus den niederen Schichten der Gesellschaft, üben Berufe wie Floristinnen, Wäscherinnen, Bedienstete und andere gering verdienende Arbeiten aus. Die Gelegenheitsprostitution entsteht dabei aus der finanziellen Not, um den eigenen Geldbestand aufzuwerten. Doch auch die „Berufsprostituierten“ kommen aus sozialen Unterschichten und leben in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Zuhältern, denn sie waren von deren Gunst abhängig, um nicht in schlimmere Lebensverhältnisse zu fallen.
Der Stand der Prostitution wurde in der Gesellschaft verachtet und fand kaum Akzeptanz (Eine Ausnahme bilden nur die Liebesdienerinnen adliger Haushalte, die jedoch noch andere Funktionen innehatten.) und wurde eher als Notwendigkeit gesehen, um das Triebleben der Männer in Kontrolle zu halten. Es ist davon auszugehen, dass Frauen, die in diesem Verhältnis landen, dies aus absoluter Perspektivlosigkeit tun.
Neben der Abhängigkeit und Gunst der Zuhälter und Freudenhäuser kommt hinzu, dass sie oft Opfer von Verbrechen wurden, da ihre Unversehrtheit und Sicherheit für die judikative und exekutive Gewalt eher unbedeutend waren. Für Prostituierte war es erstrebenswert aus dieser Schicht herauszukommen und in ein normales, gesellschaftliches Leben zu gelangen.
Der Aspekt der Zweideutigkeit
Da es tagsüber nicht gestattet war, Freier in der Öffentlichkeit anzuwerben/zu umgarnen, bedienten sich Dirnen der Zweideutigkeit, um in einer gesetzlichen Grauzone ihre potenziellen Kunden zu locken. Somit machten sie ihre sexuelle Verfügbarkeit klar. Dies wurde durch Gesten vermittelt wie dem klassischen Hochziehen des Rocks, diverse Blicke und Gesichtszüge, wie zum Beispiel einladende Blicke.
Vor allem nahe öffentlichen Plätzen wie Cafés und Tavernen (oder eben Freudenhäusern selbst) wird dabei nach möglichen Freiern gesucht. Da das Verbot der Anwerbung während des Tages auf Lichthafen nicht im Gesetz verankert ist, kann der Aspekt der Zweideutigkeit jedoch vor allem von 'illegalen' Prostituierten, also jene, die nicht in einem Freudenhaus angestellt sind, angewendet werden.
Männliche Prostituierte
Männliche Prostitution soll auch hier eine Erwähnung finden. In den hellenistischen Kulturen der Antike (Griechen, Römer, etc.) waren männliche Prostituierte allgegenwärtig. Die Nachfrage nach solchen wird wohl vor allem bei Frauen der höheren Schichten (für Orgien oder private Stunden) und bei homosexuellen Männern gelegen haben.
Zu dieser Zeit findet man sie nicht nur in Bordellen, sondern auch in Badehäusern und dies nicht nur in der Antike, sondern auch bei den Osmanen im 18ten Jahrhundert. Nach der Antike, bis hin zum späten 20ten Jahrhundert genießen jedoch auch männliche Prostituierte im europäischen Raum keinen guten Ruf.
Hauptsächlich, da dies dem gesellschaftlichen Idealbild eines starken, ehrenhaften und selbstständigen Mannes widerspricht. Ein wichtiger Punkt ist dabei die sexuelle Unterwürfigkeit, die als 'weibisch' angesehen wurde, während die Gesellschaft vorsah, dass Männer dominant sein sollen, sowohl in der Sexualität als auch in der Öffentlichkeit.
Veraltete Begriffe für männliche Prostituierte sind „Buhlknabe“, „Puppenjunge“ oder „Lustknabe“.
Die Freudenhäuser
Es gab Freudenhäuser verschiedener Arten: von Hafenbordellen zu Stadtbordellen und im seltenen Fall „Luxusbordelle“, die für die höheren Sozialschichten gedacht waren. Zeitgenössische Bilder zeigen in den Hafen- und Stadtbordellen eine schlichte Einrichtung in den Zimmern mit kleinen Tischen und Stühlen, Wänden und Böden aus Bretterbeschlägen. Was jedoch ins Auge fällt ist das Bett, wobei es sich meistens um ein Himmelsbett handelt.
Im 19ten Jahrhundert kommt dann der Aufschwung der Luxusbordelle für reiche Bürger und Adlige, ausgestattet mit aufwendigen und bequemen Sofas in den Großräumen, die mit Prunk ausgestattet sind, sowohl in der Inneneinrichtung als auch bei der Sanierung. Die Dienstzimmer sind dabei nicht weniger edel ausgestattet.
Freudenhäuser standen zumindest in Frankreich zu dieser Zeit unter Regulierungen, sowie einer medizinischen Überwachung (ähnlich wie in Lichthafen). Zu den Öffnungszeiten wurden rote Lichter an den Fenstern entfacht, woher sich der Begriff des Rotlichts-Distrikts herleitet.
Fazit – Eine authentische Dirne
Spieler, welche Dirnen ausspielen wollen, sollten sich gewahr sein, dass sie einen Charakter spielen, welche der untersten sozialen Schicht angehören, die keinen guten Ruf genießt und in kompletter Abhängigkeit zum Freudenhaus/Zuhälter steht, um sich über Wasser halten zu können. Die Konsequenz daraus wäre ein sehr niedriger Lohn, mit dem man sich noch über Wasser halten kann.
Entsprechend niedrig sollte auch der Lohn vom Freudenhaus gezahlt werden, um ein authentisches Bild im Rollenspiel zu bieten. Charaktere, die von einer hohen Position oder einer gesicherten Arbeit freiwillig in dieses Verhältnis gehen, entziehen sich jeglicher Logik, wenn keine Alternativmöglichkeit gegeben ist. Macht euch daher Gedanken zum Hintergrund des Charakters.